Zum Begriff:

Streuobstwiesen sind gekennzeichnet durch einen extensiven Obstanbau, mit starkwüchsigen, hochstämmigen und großkronigen Obstbäumen die in weiträumigem Abstand (gestreut) stehen. Typischerweise setzen sich die Obstbaumbestände aus Bäumen verschiedenen Alters, verschiedenen Arten und Sorten zusammen. Der Begriff "Streuobstbau" wurde erst in den 1950er Jahren geprägt, in Abgrenzung zu den immer stärker aufkommenden intensiv genutzten Obstplantagen mit Nieder- und Mittelstammkultur. Der Begriff "Streuobstwiese" wurde von dem Ornithologen Bruno Ullrich geprägt, der in einer Publikation auf die große Bedeutung der Streuobstwiesen für den Vogelschutz hinwies. Zuvor wiurden die Streuobstwiesen schlicht als Obstwiesen, Obstrgärten oder Grasgärten bezeichnet.

Der Streuobstbau ist eine alte traditionelle, landschaftsprägende Form der Landwirtschaft. Charakteristisch für den Streuobstbau ist die Mehrfachnutzung: Die Bäume ("Obernutzung") dienen der Obstgewinnung. Da die Bäume locker stehen kann sich unter und zwischen ihnen Dauergrünland halten. Dieses dient als "Unternutzung" zur Heugewinnung oder als Weideflächen. Desweiteren spielt die Imkerei auf den blütenreichen Streuobstbeständen eine wichtige Rolle.


Streuobstwiesen als Kulturlandschaft

Die Obstwiesen spielen in der traditionellen Landwirtschaft schon seit Jahrhunderten eine bedeutende Rolle. Durch den lockeren Stand der unterschiedlichen Obstbäume auf artenreichen Wiesen prägen sie das Landschaftbild zu jeder Jahreszeit in besonderer Weise.


Streuobstwiese bei Tübingen im Frühling
Foto: Ulrich Tichy 2006 (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Tuebingen_Streuobstwiese.jpg)

 

Streuobstwiesen als wichtige Lebensräume

Eine Streuobstwiese ist ein ausgesprochen vielfältiger Lebensraum mit starker vertikaler Gliederung vom Boden über die Gras- und Kräuterschicht bis zur Kronenschicht der Obstbäume. Die Obstbäume auf Streuobstwiesen sind robuste Sorten, Spritzmittel finden hier keinen Einsatz. Blüten, Knospen, Nüsse und Obst liefern ein reichliches Nahrungsangebot für viel Tierarten, Wiesen und Bäume einen vielfältigen Lebensraum für Insekten, Spinnen und eine vielfältige Vogelwelt. In den alten Obstbäumen finden sich reichlich Naturhöhlen in denen Käuzte brüten können und Spechte schaffen durch ihre selbstgezimmerten Höhlen Brutraum für sich und andere nachfolgenden Höhlenbrüter.
Streuobstwiesen sind wesentlich artenreicher als die intensiv genutzten Monokulturen der Obstplantagen, auf denen zudem häufig noch Insektizide und Herbizide zum Einsatz kommen.

Streuobstwiesen als bedrohte Biotope

Obwohl ökologisch extrem wertvoll, ging und geht der anteil der streuobstwiesen in Deutschland spätestens seit Mitte des 20. Jh. drastisch zurück. Die Obnstbaumpflege auf Streuobstwiesen ist aufwändig, die Ernte arbeitsintensiv, das Obst von den unbehandelten Bäumen entspricht in seinem Aussehen meist nicht dem Standart des Markrtfähigen Tafelobstes.
Deshalb werden die Streuobstwiesen immer mehr durch finanziell ertragreichere intensiv genutzte Niederstammanlagen ersetzt.
In den letzten 60 Jahren ging die Fläche der Streuobstflächen um ca. 80% zurück (Schätzungen des NABU). Heute gehören Streuobstwiesen zu den am stärksten bedrohten Biotopen der Kulturlandschaft.

Siehe Rote Liste der Biotoptypen Baden-Württemberg

"...Ebenfalls nach wie vor stark gefährdet sind die früher weit verbreiteten Streuobstwiesen. Diese wurden in der Vergangenheit vor allem zu Gunsten von Intensivplantagen gerodet.
Heute stehen sie oft der Erweiterung von Siedlungsflächen im Wege oder werden wegen ihrer geringen wirtschaftlichen Bedeutung nicht mehr gepflegt oder erneuert. Im Ergebnis lösen sich die in vielen Gegenden typischen Streuobstbänder um die Dörfer auf. Viele Tierarten, die in den oftmals knorrigen und höhlenreichen alten Bäumen ihr Zuhause fanden, verlieren ihren Lebensraum..." [Quelle: Bundesamt für Naturschutz 2007]

Die Streuobstwiese auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=E2r9NzxN7zQ