Ich habe verschiedene Eindrücke von diesem Tag mitgenommen. Auf jeden Fall hat sich schon beim Betreten des Geländes ein unruhiges Gefühl in mir ausgebreitet. Der erste Schock kam dann auch schon direkt bei der ersten Station. Mich hat es zutiefst erschüttert, dass der damalige Lagerkommandant Josef Kramer mit seiner Familie in einer Villa mit Pool lebte, und das dicht an dem Ort, an dem sich tausende Menschen zu Tode schufteten. Für mich ist es undenkbar, wie man so leben und tun konnte, als wäre nichts.

Im Anschluss haben wir uns den Galgen angeschaut, der ungefähr im Zentrum des Lagers steht. Das war ebenfalls kein schönes Erlebnis, vor allem als erzählt wurde, dass die Menschen nochmals zusätzlich gedemütigt wurden, indem ihre „Straftat“ laut vorgelesen wurde, damit jeder mitbekommt, was dieser Mensch angeblich getan hat.

Ein sehr trauriger Anblick waren auch die Betten, in denen die Gefangenen ihre mitunter extrem kurzen Nächte verbringen mussten. Drei Betten neben- und übereinander, mit einem einfachen Lattenrost und ein wenig Stroh darüber, nicht nur unbequem und eng, sondern auch sehr unhygienisch, wenn man darüber nachdenkt, welches Ungeziefer im Stroh gelebt hat. Aber von der Hygiene braucht man gar nicht erst anzufangen. Die Häftlinge hatten keine ordentlichen Waschmöglichkeiten. Sie haben Tag und Nacht und egal bei welcher Aktion und egal bei welchem Wetter die gleichen dünnen Lumpen getragen. Außerdem waren sie alle unterernährt und mussten trotzdem harte und unmenschliche Arbeit erledigen. Diese Qualen, die sie durch die daraus resultierenden Folgen ertragen mussten, sind unvorstellbar und man schämt sich dafür, wenn man daran denkt, zu was Menschen eigentlich fähig sind.

Bank StruthofAm meisten entsetzt hat mich der Raum, in dem man Bilder von Inhaftierten gesehen hat, an denen medizinische Experimente durchgeführt wurden. Das hat mich so getroffen, weil ich einfach nicht nachvollziehen kann, wie man so etwas ausführen kann, ohne selbst in Todesangst zu verfallen. Als vorletztes haben wir uns das Krematorium angeschaut. Ein Ofen, in dem die Leichen verbrannt wurden. Es wurde berichtet, dass man den Gestank kilometerweit riechen konnte. Ein unvorstellbares Szenario. Aber der Gedanke daran, dass die qualvoll gestorbenen Menschen noch nicht einmal eine anständige Bestattung bekommen haben, macht einen unfassbar traurig. Dass die Angehörigen über den Tod ihres Familienmitgliedes oder Freundes informiert wurden und sie für Geld die Asche bekamen, die oftmals nicht die richtige war, ist unvorstellbar schlimm. Die letzte Station war die Gaskammer des Konzentrationslagers, die etwas abgelegen lag. Als man die „Duschkammern“ betreten hat, hatte man sofort die mit Schmerz und Angst erfüllten Bilder vor Augen. Ein schrecklicher Moment.

Denkmal StruthofSchlussendlich möchte ich noch sagen, dass sich der Ausflug auf jeden Fall gelohnt hat. Auch wenn das ein Ausflug voller Entsetzen und Traurigkeit war, finde ich es wichtig über diesen grausamen Abschnitt der Weltgeschichte Bescheid zu wissen und sich vor Augen zu führen, was Menschen anderen Menschen antun können, wenn es um Hass und Macht geht. Außerdem finde ich es rückblickend eigentlich gar nicht so schlecht, dass wir einen Tag mit wirklich sehr schlechten Wetterbedingungen erwischt haben. Denn trotz unserer dicken Winterkleidung und den Regenschirmen fanden wir es grässlich. Man kann nur ansatzweise erahnen, wie sich die Häftlinge bei solchem oder noch schlechterem Wetter gefühlt haben müssen, die noch nicht einmal vernünftige Kleidung hatten.

Autorin: Helena Alting, 9b, 21.04.20